Die
hochgradig sehbehinderte Nürnberger Speedskaterin Leyla Wenisch-Nemati
absolviert erfolgreich den Köln-Marathon.
Wenisch-Nemati etabliert sich damit als Langstreckenskaterin. Auch das
Fernsehen ist auf die geborene Iranerin schon aufmerksam geworden.
Mit
einer Premiere konnte der Köln-Marathon in diesem Jahr aufwarten:
erstmalig nahm auch eine sehbehinderte Speedskaterin am Inlinerlauf
mit teil. Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr startete die Nürnbergerin
Leyla Wenisch-Nemati bei einem Marathon für Skater. Die gebürtige
Iranerin kam vor mehr als 20 Jahren nach Deutschland und gehört
seit einem Jahr der Blindensportgruppe des Speed-Teams Nürnberg
an. Aufgrund einer Netzhauterkrankung hat sie nur noch ein Restsehvermögen
von weniger als 5 %. In der Vorbereitung auf seinen 12. Köln-Marathon
nahm Josef Riefert Kontakt mit den Organisatoren auf, die sich von seiner
Idee begeistert zeigten, erstmalig auch eine sehbehinderte
Läuferin mit Begleiter am Rennen mit teilnehmen zu lassen. Letztlich
konnte Riefert auch noch Leyla Wenisch-Nemati überzeugen, an seinem
Heimat-Marathon teilzunehmen. Sie hatte im Vorfeld etwas Angst vor der
für Inline-Skater nicht so einfachen Strecke mit dem zum Teil unebenen
Straßenbelag und den zu überquerenden Straßenbahnschienen,
meisterte die Strecke aber dank Riefert letztendlich souverän.
Für Leyla Wenisch-Nemati war der Köln-Marathon ein besonderes
Erlebnis. Die tolle Zuschauerkulisse, die tolle Kölner Atmosphäre
sowie die Karnevalsstimmung am Streckenrand haben der stark sehbehinderten
Skaterin, die mit voller Konzentration optisch wenig mitbekam, so viele
unvergeßliche akustische Eindrücke vermittelt, daß
sie diesen Termin für das kommende Jahr wieder fest eingeplant
hat.
Nach
ihrem ersten Rennen 2009 in Langenfeld packte Wenisch-Nemati der Ehrgeiz
und sie wechselte vom Freizeit- zum Speedskaten. Mit ihrem Sehvermögen
startet sie bei Meisterschaftswettkämpfen seither in der Startklasse
B2 für Begleitläufer ohne Handführung. Auf Anhieb wurde
sie Deutsche Meisterin über die Marathon-Distanz bei den Sehbehinderten.
Bei Massenveranstaltungen wie dem Köln-Marathon bietet jedoch die
zumindest ab und an eingesetzte Handführung mehr Sicherheit. Auf
der Suche nach einem Inliner, der sie zum Deutschen Rekord-Versuch beim
Mittelrheinmarathon 2010 in Koblenz begleiten sollte, hatte Wenisch-Nemati
den Bergheimer Speedskater Josef Riefert kennengelernt. Der erklärte
sich spontan bereit, damals seine eigenen Ambitionen hintenan zu stellen.
Das Ergebnis waren zwei neue Deutsche Rekorde für Wenisch-Nemati
über die Marathon- und die Halbmarathondistanz. Durch ihre Erfolge
bei den Straßenrennen hat Wenisch-Nemati, die auch kürzere
Distanzen bei Bahnwettkämpfen absolviert und auch dort einige deutsche
Rekorde hält, zwischenzeitlich als Langstrecklerin etabliert.
Der WDR begleitete die beiden
Skater in Köln mit einer Motorradkamera und erstellte einen Sonderbericht
über die Köln-Marathon-Premiere einer sehbehinderten Speedskaterin.
Josef Riefert führte Wenisch-Nemati in der Zeit von 1:54 h sicher
über die Marathondistanz. Beim Rennen selbst war er es nicht alleine,
der den Rhythmus bestimmte; Wenisch-Nemati übernahm des öfteren
die Tempovorgabe und führte den von einer Grippe leicht geschwächten
Speedskater unterwegs bis an seine Leistungsgrenze. Die Weltklasse-Eisschnelläuferin
Anni Friesinger-Postma selbst Teilnehmerin am Prominenten-Wettbewerb
zeigte sich begeistert von der Leistung, zollte in einem Interview
vollen Respekt und wünschte weiterhin viel Erfolg für die
kommenden Rennen.
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